Wohlsborn

Lebenswerte Gemeinde im Weimarer Land

Gedenkstein für gefallene US-Soldaten in Wohlsborn

Beitrag veröffentlicht am: 15.08.2023 | Autor: Admin

Am 28.08.2001 wurde in Wolsborn ein Gedenkstein für gefallene US-Soldaten aufgestellt mit folgender Inschrift:


Im Gedenken an die Besatzungsmitglieder eines US Bombers B 17

Navigator 2LT Owen H. Jorgensen,
Funker John S. Spirodex,
Heckschütze Donald H. Schmidley

Die am 20. Juli 1944 in der Gemarkung Wohlsborn ihr Leben verloren

Die Gemeinde.


Alle Informationen, die zu diesem Ereignis bekannt sind, wurden in diesem Artikel zusammen getragen, um ein Stück Geschichte zu bewahren.

Hintergrundinformationen zum Gedenkstein für gefallene US-Soldaten in Wohlsborn von Thomas Fischer, Ortschronist

Am 28.08.2001 wird in Wohlsborn „Am Lindenberg" ein Gedenkstein an dem eine Gedenktafel angebracht ist, enthüllt. Der Text soll an ein Ereignis erinnern, das am 20.07.1944 geschah.

Von einem Bombenabwurf zurückkehrend, wurde ein Bomber Boeing B17 Fortress, der im Pulk mit anderen Flugzeugen dieses Typs zur Basis zurückkehrte, von einer Flakgranate getroffen. Angeschlagen flog der getroffene Bomber in einer Höhe von ca. 600m von Osten kommend nahe Oßmannstedt Richtung Westen.

Von der Flakbatterie Kromsdorf erfasst, wurde der Bomber beschossen und getroffen. Dieser Schuss traf ihn so, dass er auseinander brach und die Teile wenig später in der Nähe des Bärenhügels in Getreidefelder fielen.

Die zum Einsatz gekommene „Fortress" hatte 9 Besatzungsmitglieder, die alle mit Fallschirm abspringen konnten. Über dem Absturzgebiet konnten 3 oder 4 Fallschirme beobachtet werden. Nach Augenzeugenberichten hatte sich ein Fallschirm nicht geöffnet, so dass dieses Besatzungsmitglied beim Aufprall auf den Boden ums Leben kam. Ein Besatzungsmitglied wurde von Zivilpersonen in ein Haus am Rande Wohlsborns gebracht und später von Wehrmachtsangehörigen abgeholt. Ein weiterer Soldat wurde von der Besatzung der Kromsdorfer Flakbatterie gefangen genommen. Zwei der mit dem Fallschirm Gelandeten wurden laut Augenzeugen getötet. Da deren Aussagen jedoch widersprüchlich sind, ist ein genauer Hergang mit dem vorhandenen Material nicht mehr nach vollziehbar.

Herr Stadelmann hat sich mit den Augenzeugenberichten an den Bürgermeister von Wohlsborn gewandt und das Setzen eines Gedenksteins am Bärenhügel angeregt. Bei einer Beratung unter Leitung des Bürgermeisters wurde dieser Ort als nicht geeignet abgelehnt und ein Ort in Wohlsborn vorgeschlagen.

Eine über Internet vor allem von einer in den USA lebenden Frau, die in Wohlsborn aufwuchs, gestartete Suchaktion brachte ein nicht erwartetes Ergebnis. Ein Mr. Lowel mailte alle bekannten Informationen zum Abschuss der B17, u.a. die Namen der 9 Besatzungsmitglieder und wer von ihnen damals sein Leben verlor.

Damit konnte auf einen anonymen Text auf der Gedenktafel verzichtet werden.
Mit dem Gedenkstein stellt sich die Gemeinde voll hinter das Anliegen des Herrn Stadelmann, der ums Leben gekommenen Besatzungsmitglieder zu gedenken.
Soweit die uns bekannten Informationen.


Artikel vom Vorsitzenden der VG Buttelstedt Hans Wagner im Gemeindejournal 8/2001

Der Absturz eines Bombers in der Nähe vom Bärenhügel

Am 20. Juli 1944 gegen 10.00 Uhr am Vormittag erfolgte der Aufschlag eines amerikanischen Bombers in unmittelbarer Nähe des Bärenhügels.
Nach dem Aufschlag des Flugzeuges konnte man erkennen, dass 3-4 Fallschirme zu Boden niedergingen.
Ein abgesprungenes Besatzungsmitglied wurde in Kromsdorf und 1 Besatzungsmitglied in Wohlsborn festgenommen und später der Wehrmacht übergeben. Was wurde aus Ihnen?
Ein Besatzungsmitglied fand bei dem missglückten Absprung den Tod. 2 weitere, glücklich Gelandete wurden nach ihrer Festnahme getötet. Wer hat geschossen oder erschlagen? Keiner konnte zu diesem Teil des Vorfalls bisher eine glaubhafte Aussage machen. Alles nur Vermutungen, die bisher zur Verfügung stehenden Augenzeugen, bestätigen nur, dass der NSADP Kreisleiter Hoffmann aus Weimar geschossen hat bzw. dass am Fuß des Bärenhügels die Leichen von 3 amerikanischen Fliegern lagen. Die von einem Augenzeugen erwähnte Absperrung des Bärenhügels konnte von anderen Augenzeugen nicht bestätigt werden.

Das waren die Fakten, die wir als glaubhaft einstuften und die letztendlich die Basis für den Beschluss des Gemeinderates Nr. 39/2001 zur Aufstellung eines Gedenksteines bildeten.

Heute wissen wir dank weiterer Recherchen und dank des Internets sowie eines Vermittlers in den USA eine ganze Menge mehr.

Seit dem Frühjahr 1943 verstärkten die alleierten Streitkräfte ihre Angriffe auf die deutsche Kriegswirtschaft. Waren sie doch der Überzeugung, Nazideutschland mittels pausenloser Bombenangriffe materiell so zu schwächen, dass die Deutsche Wehrmacht ihre motorisierte Kriegsführung mangels Kriegsgerät, mangels Treibstoff, Schmierstoff und Munition über kurz oder lang einstellen hätte müssen.

Abwechselnd, am Tag die US Air Force und in der Nacht Royal Air Force wurde pausenlos angegriffen. So auch die Hydrierwerke in Leuna, in denen synthetisches Benzin hergestellt wurde. Die deutsche Luftverteidigung war nicht mehr in der Lage, dieser Übermacht etwas entgegen zu setzen. Wie aus dem Augenzeugenbericht von Herrn G.F. (AA vom 08. Juli 2001) zu entnehmen, gab es, um Weimar vor Luftangriffen zu schützen, insgesamt 4 Flakstellungen, mit je 4 Geschützen aus dem 1. Weltkrieg. Erst ab 1944 wurde sowjetisches Beutegerät eingesetzt. Die von den alliierten Streitkräften in großer Anzahl eingesetzten Bomber flogen bis zu 12.000 m hoch und besaßen eine starke Abwehrbewaffnung. Die B-17 „Fortress III" z.B. 13 MG 's.

Der Augenzeuge G.F., der am 20. Juli 1944 Dienst als Flakhelfer an der schweren Flakbatterie in der Nähe von Kromsdorf Dienst hatte, schreibt, dass die Maschine durch diese Flak einen Volltreffen im Mittelrumpf erlitt und auseinanderbrach. Das Vorderteil mit Pilotenkanzel und das Heck der Maschine trudelten getrennt zu Boden. Trotzdem konnten alle 9 Besatzungsmitglieder mit dem Fallschirm abspringen und mit einer Ausnahme sicher auf dem Boden landen!!!
Das klingt unwahrscheinlich, ist aber durchaus möglich. In der unmittelbaren Region um den Bärenhügel sind 5 Absprünge nachweisbar, davon landeten 2 Besatzungsmitglieder am oder direkt im Bärenhügel, ein weiteres Besatzungsmitglied in Ortsnähe am Weg zum Bärenhügel, ein Besatzungsmitglied an der Flakstellung in Kromsdorf und ein Besatzungsmitglied stürzte in den Tod, sein Fallschirm hatte sich nicht geöffnet. Es ist mit Sicherheit so gewesen, dass die anderen 4 Besatzungsmitglieder bereits zu einem früheren Zeitpunkt abgesprungen sein müssen. Wenn das aber so ist, dann hat das Flugzeug bereits früher einen Treffer erhalten. Ein Augenzeuge aus Umpferstedt berichtet, dass die Maschine in ca. 600 Meter Höhe brennend aus Südosten über Umpferstedt flog.

Warum sollte sonst ein Bomber, der 12.000 Meter hoch fliegen kann über Feindesland nur 600 Meter hoch fliegen???

Den ganz genauen Ablauf und die Umstände, die zu dem Crash des Bombers in unserer Gemeinde geführt haben, werden wir vermutlich nie erfahren.

Was ist gesichert?

  • die Flugzeugnummer und der Funkcode des Bombers lautete 42-31037, PPM (Pistol Packin Mama),
  • die Maschine gehörte zur 401. Bombengruppe des 613. Geschwaders,
  • der Flugzeugtyp B17 („Fortress")
  • die Anzahl der Besatzungsmitglieder, insgesamt 9
  • die Namen und Dienstgrade aller Besatzungsmitglieder sind uns bekannt
  • die Namen der drei toten Besatzungsmitglieder
    • Navigator: 2.Lt. Owen H. Jorgensen
    • Funker: T/Sgt. John S. Spirodex
    • Heckschütze: S/Sgt. Donald H. Schmidley

Die anderen 6 Besatzungsmitglieder wurden nach Oberursel im Taunus, vermutlich in ein Kriegsgefangenenlager gebracht, haben den 2. Weltkrieg überlebt, sind in ihre Heimat zurückgekehrt und haben zu Protokoll gegeben, dass sie in Gefangenschaft ordentlich behandelt wurden.


Ablauf der Veranstaltung zur Enthüllung des Gedenksteins am 28.08.2001 in Wohlsborn

9.35 Uhr
Orchester spielt Eröffnungsstück, anschließend Nationalhymnen USA, BRD

9.45 Uhr
Begrüßung und Ansprache durch den Bürgermeister Wohlsborns, Peter Thomas

9.55 Uhr
Ansprache Landrat des Kreises Weimarer Land, Herr Münchberg

10.00 Uhr
Enthüllung des Gedenksteins durch Bürgermeister und Landrat, Gebet/Andacht durch Pastorin Frau Rienecker

10.05 Uhr
Dankesworte von General Martin und Kranzniederlegung

10.10 Uhr
Grußworte der Landtagspräsidentin Frau Lieberknecht

10.13 Uhr
Rede von Herrn Stadelmann

10.20 Uhr
Kranzniederlegung durch Gemeinde Wohlsborn und Abschlussworte durch den Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft Buttelstedt Herrn Wagner

10.25 Uhr
Ende der Feierstunde


Ehrengäste der US-Army

General Gregory S. Martin
Befehlshaber, US- Luftstreitkräfte in Europa und Alliierte Luftstreitkräfte Europa Nord

Wolfgang H. Motz
Berater von General Martin

OSL Denno
Luftwaffenattaché

OSL Fred Schmokel
Verbindungsoffizier, US Botschaft, Berlin

Major T. Anderson
Hauptmann Rich Bennett


Weitere Quellen

Auch auf Wikipedia wird dieses Ereignis erwähnt.


Bilder zur Feierstunde

Kapelle
Foto: Thomas Fischer, Ortschronist
Teilnahme der Bevölkerung
Foto: Thomas Fischer, Ortschronist

Foto: Thomas Fischer, Ortschronist
Foto: Foto: Sibylle Göbel Funke Medien Thüringen

Enthüllung des Denkmals durch damaligen Landrat Hans-Helmut Münchberg und damaligen Bürgermeister Peter Thomas.


Foto: Foto: Sibylle Göbel Funke Medien Thüringen
Foto: Thomas Fischer, Ortschronist

Damaligen Bürgermeister Peter Thomas und damaliges Ratsmitglied Wolfgang Weiß mit einem Blumengebinde.


Ansprache General Gregory S. Martin.
Foto: Thomas Fischer, Ortschronist
Niederlegung Blumengebinde von Angehörigen der US-Air Force.
Foto: Thomas Fischer, Ortschronist

Niederlegung Blumengebinde von Angehörigen der US-Air Force.
Foto: Sibylle Göbel Funke Medien Thüringen
Ehrenbezeugung durch Gen. Martin.
Foto: Sibylle Göbel Funke Medien Thüringen

Eintrag in Ehrenbuch von Wohlsborn
Foto: Sibylle Göbel Funke Medien Thüringen